Nachgefragt bei Mark Schleicher, Wickeltisch-Erfinder
Mark Schleicher, 34 Jahre, 2 Kinder, lebt und arbeitet in München. Er ist Gründer von Miniwim, einem Start-Up, das sich dem Thema Wickeltisch-Stürze widmet. Mark ist also genau so wie wir auf der Mission Safety. Grund genug, ein ausführliches Interview mit ihm zu führen. Wir haben mit Mark über seine Motivation gesprochen und darüber, wie man Wickeltisch-Stürze verhindern kann.
Lieber Mark, wie bist Du auf das Thema Wickeltisch-Stürze gestoßen?
Meine Frau ist Ergotherapeutin und hat damals in einer Klinik gearbeitet, in der es auch eine Kinderstation gab. Im Warteraum der Pädiatrie hat sie jeden Tag weinende Eltern mit Ihren Kindern gesehen und hat irgendwann die behandelnden Ärzte gefragt was da los ist. Die Erklärung war einfach: Kurz vorher sind die Kinder vom Wickeltisch gefallen.
Als meine Frau mir davon erzählte, wollte ich das erstmal gar nicht glauben. Daraufhin habe ich mich genauer mit dem Problem beschäftigt und feststellen müssen, wie häufig diese Unfälle passieren und vor allem was die Konsequenzen sein können.
Mark und seine Familie mit seiner Wickeltisch-Erfindung
Die Erfahrungen machen wir auch. Viele Menschen unterschätzen, wie oft es zu Unfällen mit Kleinkindern kommt und dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren. Was waren deine Erkenntnisse: Wie häufig kommt es zu Stürzen vom Wickeltisch?
Die absoluten Zahlen zu erfassen ist gar nicht so einfach, aber wenn man mit Ärzten und Hebammen spricht, hört man häufig, dass statistisch jedes zweite Kind vom Wickeltisch fällt. Diese Unterhaltung hatten wir zum Beispiel, als wir mit unserer eigenen Hebamme darüber gesprochen haben.
Und das war die Geburtsstunde von Miniwim?
Wir wollten auf Grund der Erfahrungen meiner Frau zuerst einmal sicherstellen, dass unsere Kinder sicher gewickelt werden. Aus dieser Motivation habe ich die erste sichere Wickelkommode für meine Kinder gebaut. Erst auf das Drängen unserer Freunde und einigen Experten auf dem Gebiet, haben wir uns dafür entschieden, diese Lösung auch anderen Eltern zu ermöglichen.
Heute ist es unsere Vision den häufigsten Unfallgrund von Säuglingen aus der Statistik streichen zu können und damit die Gesundheit von vielen Kindern zu schützen.
Dafür braucht es natürlich Aufklärung und ich kann mir gut vorstellen, dass viele Paare und junge Eltern nicht ahnen, wie häufig es zu Wickeltisch-Stürzen kommt. Ich war auch erstaunt. Wie kann es zu so vielen Unfällen kommen?
Aus den vielen Erfahrungsberichten und unseren Gesprächen mit Experten haben wir gelernt, dass der Sturz vom Wickeltisch am häufigsten in den ersten 5 Monaten passiert. Es sind verschiedene Faktoren die hier mit reinspielen:
Einerseits natürlich der Schlafmangel, den man üblicherweise in dieser Zeit erfährt und die damit schlechtere Aufmerksamkeit.
Außerdem gewöhnen wir uns in den ersten Monaten daran, dass die Kleinen ruhig auf der Wickelkommode liegen und man ganz schnell noch eine Windel aus dem Schrank nebendran holen kann – und dann drehen sich die Kleinen plötzlich ganz unerwartet.
Und dann sind da noch die unbewussten Reaktionen, in denen wir wie auf Autopilot handeln: Erfahrungsberichte von Eltern beschreiben genau das, wenn sie beim Wickeln sind und es an der Tür klingelt, das Geschwisterchen schreit, usw. Sie reagieren darauf, drehen sich weg und sind einen entscheidenden Moment lang unaufmerksam.
Das klingt so, als könnte das jeder und jedem passieren …
Richtig, jeder von uns kann mal einen Moment unaufmerksam sein und dieser Moment kann entscheidend sein. Keiner von uns würde behaupten: „Ich baue niemals einen selbst verschuldeten Autounfall.“ Wenn es um die Sicherheit unserer Kinder geht sollten wir genauso vorsichtig sein mit der Behauptung: „Das könnte mir nie passieren.“
Okay, es könnte also auch mir passieren und ich bin gern vorbereitet: Was kann ich tun, wenn mein Kind vom Wickeltisch gefallen ist?
Das Beste, was Dir in der Situation passieren kann, ist wenn Dein Kind schreit. Das heißt nämlich, dass es bei Bewusstsein ist. Es besteht aber immer die Gefahr einer Hirnblutung. Wenn Du Dir nicht ganz sicher bist, dass wirklich alles in Ordnung ist, solltest Du in ein Krankenhaus fahren oder einen Krankenwagen rufen. Typische Anzeichen für eine Hirnblutung sind Erbrechen, ein gekreuzter Blick und apathisches Verhalten.
Ganz wichtig ist auch, dass Du Dein Kind längere Zeit beobachtest. Eine Hirnblutung kann sich nämlich auch später zeigen. Der Stress und die Aufregung macht Deinen Kleinen ziemlich müde, aber Du solltest ihn trotzdem nicht sofort ins Bettchen legen, sondern ihn über längere Zeit sorgfältig beobachten.
Welche Spätfolgen kann das denn haben, wenn mein Kind vom Wickeltisch fällt?
Je nachdem, welche Hirnregion betroffen ist, beeinflusst das verschiedene Fähigkeiten.Das prägendste Gespräch zu dem Thema hatte ich mit einer Therapeutin, deren Patienten ausschließlich multiple Behinderungen haben.
Wir kamen ins Gespräch, weil sie sich dafür interessierte, eine unserer Wickelkommoden für ihre erwachsenen Patienten zu kaufen. Sie erzählte, dass bei ihren Patienten ein häufiger Auslöser für die multiplen Behinderungen ein Sturz vom Wickeltisch in frühster Kindheit war. Glücklicherweise treten Hirnblutungen nach so einem Unfall selten auf. Aber wenn, haben sie weitreichende Konsequenzen.
Okay … Ich lass‘ mein Kind nie wieder allein auf dem Wickeltisch.
Natürlich solltest Du immer bei Deinem Kind am Wickeltisch bleiben. Das ist genau so wie Du niemals anderen Menschen die Vorfahrt nehmen solltest. Auf der anderen Seite: Wem ist das noch nicht passiert?
Und was kann ich tun, damit ich beim Wickeln nicht so sehr abgelenkt werde?
Wie so oft im Leben ist Vorbereitung ein wichtiger Teil des Ganzen. Kontrollier‘ vorher, ob die wichtigen Sachen alle da sind: Windeln, Tücher, Wasser, Klamotten. Ich finde es beim Wickeln meiner Jungs auch wichtig, ein kleines Spielzeug zu haben, um sie abzulenken. Und Deine Wickelfläche sollte natürlich groß genug sein.
Aber das schützt mich nicht vor dem kleinen unaufmerksamen Moment, wenn es an der Tür klingelt und ich mich instinktiv kurz umdrehe.
Das habe ich mir auch gedacht und so ist die Idee für die Wickelkommode gekommen. Die verhindert, dass Dein Kind vom Wickeltisch fällt.
Wie funktioniert das?
Eigentlich wahnsinnig einfach: Unsere Wickelkommode funktioniert wie jede andere, wenn Du davorstehst. Aber sobald man sich davon entfernt, geht automatisch eine 4. Schutzwand an der Vorderseite nach oben. Sollte man also doch mal, in Gedanken versunken, von der Wickelkommode wegtreten, wird das Kind automatisch vor dem Herunterrollen geschützt.
Die Wickelkommode braucht keinen Strom, sondern funktioniert rein mechanisch. Wenn man sich vor die Kommode stellt, steht man automatisch auf einem Brett, das die Barriere herunterklappt. Wenn man von der Kommode zurücktritt, um etwas zu holen, wird die 4. Schutzwand gedämpft nach oben geschoben und schützt somit das Kind.
Klingt ziemlich cool, aber auch nach einer komplexen Konstruktion. Hab‘ ich dann nicht am Ende einen Wickeltisch im Kinderzimmer stehen, den ich gar nicht mehr brauche?
Nein, wenn irgendwann die Wickelzeit zu Ende geht, kannst Du einfach den oberen Teil losschrauben und umdrehen. Die Wände versenken sich dann in der Kommode und das Brett am Boden kannst Du wie eine Schublade einfahren, so dass Du danach immer noch eine schöne Kommode nutzen kannst … Bis das nächste Kind gewickelt werden will.
Super. Eine Sorge habe ich aber noch: Unsere momentane Wickel-Kommode war ziemlich teuer. Brauche ich wirklich einen neuen Wickeltisch?
Momentan ja. *lacht* Wir entwickeln gerade einen Aufsatz der auf nahezu jede Wickelkommode und jeden Wickeltisch passt und dieselbe Sicherheit bietet. Der Aufsatz besteht aus zwei Teilen, einmal dem Brett am Boden und dem Teil der auf die Wickelfläche gelegt wird, an dem die 4. Schutzwand befestigt ist.
Lieber Mark, vielen Dank für das Gespräch und für Dein Engagement gegen Wickeltisch-Stürze.
Dein Kind ist schon dem Wickelalter entlaufen? Hier erfährst du mehr über Fensterstürze als weiterer Sturzgefahr. Mehr Informationen zum Wickeln findest Du in unserem Wickelguide.
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