Was Du über das Abstillen wissen solltest

Du möchtest abstillen und weißt nicht, wie Du es angehen sollst und was Du alles beachten solltest? Dann lass Dich in diesem Blogbeitrag von einer erfahrenen Abstillexpertin durch die wichtigsten Aspekte des Abstillens führen.

Wann solltest Du abstillen und warum?

Vorab: Die wichtigste Frage, die Du Dir zunächst stellen solltest, ist – Warum planst Du, abzustillen? Nimm Dir die Zeit, über Deine Beweggründe nachzudenken. Sei bitte gnadenlos ehrlich zu Dir. Mit einer klaren inneren Haltung wird es Dir leichter fallen, Dein Kind und Dich selbst durch den Abstillprozess zu begleiten. Denn nur, wenn Du Dir klar darüber bist, ob und in welchem Umfang Du zukünftig stillen möchtest, wirst Du wissen, was zu tun ist.

Häufig geht der Wunsch des Abstillens gar nicht von der Mama aus. Oft ist es so, dass Mama denkt, sie müsse aufgrund einer gewissen Situation abstillen. Hier kommt eine Aufklärung zu den häufigsten Mythen:

1. Mythos: Das Kind kommt in die Fremdbetreuung

„Was, Sie stillen noch? Das muss unbedingt aufhören, bevor das Kind eingewöhnt wird!“ – das hören Mamas leider immer noch zu häufig in Gesprächen in der Kita oder mit der Tagesmutter. So ein Quatsch! Wenn das Kind eine gute Bindung und Vertrauen zu seiner Bezugsperson aufgebaut hat, wird es auch ohne Stillen friedlich in den Schlaf finden. Bei Papa sucht es schließlich auch nicht nach der Muttermilch.

2. Mythos: Die Mama verreist für ein paar Tage

„Fahr doch einfach ein paar Tage weg“ wird Mamas häufig geraten, wenn sie abstillen wollen. Zu ihrer großen Überraschung möchte das Kind jedoch genau dort weitermachen, wo es aufgehört hatte, bevor Mama verreist ist. Wusstest Du, dass die Brust ca. einen Monat braucht, bis sie die Muttermilchproduktion vollständig eingestellt hat? Good news also für alle Mamas, die ein paar Tage wegfahren und trotzdem entspannt weiterstillen wollen.

3. Mythos: Das Kind wird bestimmt durchschlafen, wenn es nicht mehr gestillt wird

Überraschung: Auch nach dem Abstillen ist davon auszugehen, dass das Kind nachts noch Hunger oder Durst haben wird. Die meisten von uns wachen ja auch mal im Erwachsenenalter auf, weil sie einen Schluck Wasser brauchen. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du andauernd geweckt wirst, nur damit eine Brust im Mund Deines Kindes landet, weil es sonst nicht weiterschlafen kann, dann gibt es dafür auch sanfte Wege, diese Schlafgewohnheiten bindungsorientiert zu ändern, ohne direkt abstillen zu müssen.

4. Mythos: Die Mama muss operiert werden oder Medikamente einnehmen

Sprich mit Deinem ärztlichen Fachpersonal über stillfreundliche Medikamente. Selbst, wenn das eingesetzte Medikament nicht stillfreundlich ist, reicht es in sehr vielen Fällen aus, dass die Mama ein paar Stillmahlzeiten abpumpt und wegschüttet – und danach zur gewohnten Stillbeziehung zurückkehren kann.

5. Mythos: Das Kind ist zu alt oder die Muttermilch bringt dem Kind nichts mehr

Ähm – sagt wer? Wusstest Du, dass das natürliche Abstillalter zwischen 4 und 7 Jahren liegt? Das ist tatsächlich das Alter, in dem sich die Kinder natürlicherweise von der Brust lösen würden, wenn ihnen keiner dazwischenfunken würde. Die meisten Mamas in unserer Gesellschaft möchten das Stillen gern etwas früher beenden – was ihr gutes Recht ist. Aber lass Dich bloß nicht beirren.
Muttermilch ist ein Wahnsinns-Nährstoffcocktail und ein wahrer Immunbooster. Das ändert sich auch im Laufe mehrerer Jahre nicht.

6. Mythos: Abstillen, damit das Kind mehr isst

Nein, bitte nicht. Es heißt BEIkost und nicht ANSTATTkost. Gib Deinem Kind die Zeit, unter dem Schutz des Stillens verschiedene Lebensmittel kennenzulernen. Dass sich das Kind immer mehr für Lebensmittel interessiert und sich dadurch langsam von der Brust verabschiedet, ist ein ganz natürlicher Prozess, in den Du nicht aus falschen Motiven eingreifen musst. Wenn Dein Baby bis zum 9. Lebensmonat keine Lust auf essen hat, obwohl Beikostreifezeichen vorliegen, suche Dir professionelle Unterstützung.

7. Mythos: Du möchtest wieder schwanger werden

Tatsächlich schützt Dich das Stillen nicht davor, erneut schwanger zu werden. Viele Mamas stillen ihr Kind sogar durch die gesamte Schwangerschaft hinweg weiter und nach der Geburt des Geschwisterchens Tandem.

8. Mythos: Du gehst Vollzeit arbeiten

Du kannst Deine Stillmahlzeiten sogar so weit reduzieren, dass Du z.B. nur noch morgens und abends oder selbst nur zu einer Zeit am Tag stillst. Du kannst die Stillpausen so lange ausdehnen, wie Du möchtest und wie es in Deinen Arbeitsalltag passt.

Was Du wirklich beachten solltest, wenn Du abstillst

Nimm Dir Zeit. Und gib Dir und Euch Raum, für alle Gefühle, die hier möglicherweise aufkommen werden. Selbst, wenn Du den Abstillprozess anstößt, rechne damit, dass es auch für Dich ein emotionaler Kraftakt werden könnte. Wenn das Stillen noch stark als Schlafassoziation involviert ist, könnten die nächsten Nächte erstmal wild und schlafarm werden. Wähle für das Abstillen also lieber einen Zeitraum aus, in dem nichts auf der Agenda steht und Du bestenfalls viel Unterstützung und Entlastung erhältst. Manche Frauen fallen nach dem Stillen in einen sog. Milk Blues, verspüren beim und nach dem Abstillen ambivalente Gefühle wie etwa Traurigkeit oder Schuldgefühle. Bereite Dich darauf vor und räume Dir Zeit ein, um Dir und Deiner Stimmung Gutes zu tun.

Achte auf Dich und auf Deinen Körper. Sollte Dein Kind noch sehr viel stillen, solltest Du im Abstillprozess Deine Brust gut beobachten, sodass kein Milchstau oder keine Brustentzündung entstehen. Manchmal kann es helfen, zwischenzeitlich die Brust auszustreichen (lass Dir von einer Stillberatung helfen) oder zeitweise eine Milchpumpe einzusetzen.

Ganz wichtig: Achte auf die Bedürfnisse und Gefühle Deines Kindes. Nimm es auf die Abstillreise mit und lass Dir auch von ihm zeigen, was es in welchem Tempo braucht. Auch ein Abstillprozess kann bindungsstärkend sein, wenn Mama und Kind aufeinander eingehen und gemeinsam neue Alternativen zum bisherigen Stillen finden.

Herzliche Grüße

Deine Jeanette


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